Wiegenlied aus der Romantik für die Babykarte
Wer noch nach einem schönen Gedicht für die Babykarte sucht, der muss nur in der reichen Literaturgeschichte kramen, um wahre Schätze zu bergen. Aus der Romantik stammen die einfühlsamsten Gedichte, die man in der Babykarte weitergeben kann. Matthias Claudius hat ein Wiegenlied geschrieben, das man schriftlich weitergeben kann, der Text beruhigt sicher jedes Baby.
Für die Babykarte: Ein Wiegenlied, bei Mondschein zu singen
So schlafe nun du Kleine!
Was weinest du?
Sanft ist im Mondenscheine,
Und süß die Ruh.
Auch kommt der Schlaf geschwinder,
Und sonder Müh:
Der Mond freut sich der Kinder,
Und liebet sie.
Er liebt zwar auch die Knaben,
Doch Mädchen mehr,
Gießt freundlich schöne Gaben
Von oben her
Auf sie aus, wenn sie saugen,
Recht wunderbar;
Schenkt ihnen blaue Augen
Und blondes Haar.
Alt ist er wie ein Rabe,
Sieht manches Land;
Mein Vater hat als Knabe
Ihn schon gekannt.
Und bald nach ihren Wochen
Hat Mutter mal
Mit ihm von mir gesprochen:
Sie saß im Tal
In einer Abendstunde,
Den Busen bloß,
Ich lag mit offnem Munde
In ihrem Schoß.
Sie sah mich an, für Freude
Ein Tränchen lief,
Der Mond beschien uns beide,
Ich lag und schlief;
Da sprach sie! »Mond, oh! scheine,
Ich hab sie lieb,
Schein Glück für meine Kleine!«
Ihr Auge blieb
Noch lang am Monde kleben,
Und flehte mehr.
Der Mond fing an zu beben,
Als hörte er.
Und denkt nun immer wieder
An diesen Blick,
Und scheint von hoch hernieder
Mir lauter Glück.
Er schien mir unterm Kranze
Ins Brautgesicht,
Und bei dem Ehrentanze;
Du warst noch nicht.
Matthias Claudius
Matthias Claudius war ein bekannter Dichter des 18. und 19. Jahrhunderts. Er verstand sich auf volkstümliche Dichtungen, ein Wiegenlied passt in sein Werk, hatte er doch selbst zwölf Kinder. Schenkt man also jemanden eine Babykarte mit dessen Wiegelied, dann verschenkt man auch viel Erfahrung.