Gedichte für die Trauerkarte

Jeden Mensch trifft irgendwann einmal der Tod eines geliebten Menschen. Wie man diesen Verlust verarbeitet, bleibt einem selbst überlassen. Manchmal kann es aber helfen sich klarzumachen, dass es auch anderen Menschen so geht. Der Tod macht auch für berühmten Menschen nicht Halt, weswegen es sehr einfühlsame und tröstliche Gedichte von Dichtern und Denkern gibt. Wer andere Hinterbliebene trösten will, der kann es in die Trauerkarte schreiben. Ein Gedicht in der Trauerkarte hilft dabei die richtigen Worte zu finden und seinen Schmerz in die richtigen Worte zu hüllen.

 

Ein Gedicht in der Trauerkarte kann Trost spenden  (@Phillie Casablanca, Creative Commons, http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)

Ein Gedicht in der Trauerkarte kann Trost spenden (@Phillie Casablanca, Creative Commons, http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)

Gedicht für die Trauerkarte: Es ist besser so

Es ist besser so.

Reich mir die Hand. Wir wollen froh

Und lachend voneinandergehn.

Wir würden uns vielleicht nach Jahren

Nicht mehr so gut wie heut verstehn.

So lass uns bis auf Wiedersehn

Ein reines, treues Bild bewahren.

Du wirst in meiner Seele lesen,

Wie mich ergreift dies harte Wort.

Doch unsre Freundschaft dauert fort.

Und ist kein leerer Traum gewesen,

Aus dem wir einst getäuscht erwachen.

Nun weine nicht; wir wollen froh

Noch einmal miteinander lachen. —

Es ist besser so.

Joachim Ringelnatz

 

Gedicht für die Trauerkarte: Abschied

O Täler weit, o Höhen,

O schöner, grüner Wald,

Du meiner Lust und Wehen

Andächtger Aufenthalt.

Da draußen, stets betrogen,

Saust die geschäftge Welt;

Schlag noch einmal die Bogen,

Um mich, du grünes Zelt.

Wenn es beginnt zu tagen,

Die Erde dampft und blinkt,

Die Vögel lustig schlagen,

Dass dir dein Herz erklingt:

Da mag vergehn, verwehen

Das trübe Erdenleid,

Da sollst du auferstehen

In junger Herrlichkeit!

Da steht im Wald geschrieben

Ein stilles, ernstes Wort

Von rechtem Tun und Lieben,

Und was des Menschen Hort.

Ich habe treu gelesen

Die Worte schlicht und wahr,

Und durch mein ganzes Wesen

Wards unaussprechlich klar.

Bald werd ich dich verlassen,

Fremd in der Fremde gehn,

Auf buntbewegten Gassen

Des Lebens Schauspiel sehn;

Und mitten in dem Leben

Wird deines Ernsts Gewalt

Mich Einsamen erheben,

So wird mein Herz nicht alt.

Joseph von Eichendorff

 

Gedicht für die Trauerkarte: Nachruhm

Ob er gleich von hinnen schied,

Ist er doch geblieben,

Der so manches schöne Lied

Einst für uns geschrieben.

Unser Mund wird ihn entzückt

Lange noch erwähnen,

Und so lebt er hochbeglückt

Zwischen hohlen Zähnen.

Wilhelm Busch