Gedichte für die Trauerkarte
Jeden Mensch trifft irgendwann einmal der Tod eines geliebten Menschen. Wie man diesen Verlust verarbeitet, bleibt einem selbst überlassen. Manchmal kann es aber helfen sich klarzumachen, dass es auch anderen Menschen so geht. Der Tod macht auch für berühmten Menschen nicht Halt, weswegen es sehr einfühlsame und tröstliche Gedichte von Dichtern und Denkern gibt. Wer andere Hinterbliebene trösten will, der kann es in die Trauerkarte schreiben. Ein Gedicht in der Trauerkarte hilft dabei die richtigen Worte zu finden und seinen Schmerz in die richtigen Worte zu hüllen.
Gedicht für die Trauerkarte: Es ist besser so
Es ist besser so.
Reich mir die Hand. Wir wollen froh
Und lachend voneinandergehn.
Wir würden uns vielleicht nach Jahren
Nicht mehr so gut wie heut verstehn.
So lass uns bis auf Wiedersehn
Ein reines, treues Bild bewahren.
Du wirst in meiner Seele lesen,
Wie mich ergreift dies harte Wort.
Doch unsre Freundschaft dauert fort.
Und ist kein leerer Traum gewesen,
Aus dem wir einst getäuscht erwachen.
Nun weine nicht; wir wollen froh
Noch einmal miteinander lachen. —
Es ist besser so.
Joachim Ringelnatz
Gedicht für die Trauerkarte: Abschied
O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt.
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt;
Schlag noch einmal die Bogen,
Um mich, du grünes Zelt.
Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Dass dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!
Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Wards unaussprechlich klar.
Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.
Joseph von Eichendorff
Gedicht für die Trauerkarte: Nachruhm
Ob er gleich von hinnen schied,
Ist er doch geblieben,
Der so manches schöne Lied
Einst für uns geschrieben.
Unser Mund wird ihn entzückt
Lange noch erwähnen,
Und so lebt er hochbeglückt
Zwischen hohlen Zähnen.
Wilhelm Busch