Morgenstern und Co: Sprüche für die Babykarte
Wenn ein neuer Mensch auf der Welt ist, dann möchte man den frischgebackenen Eltern mit einer Glückwunschkarte zur Geburt gratulieren. Neben persönlichen Worten macht sich in einer solchen Glückwunschkarte immer ein Gedicht sehr gut. Viele große Dichter haben sich mit dem Thema der Geburt und des neuen Erdenbürgers künstlerisch auseinander gesetzt. Hier sind die schönsten Ergebnisse:
Gedicht „Kind“ Glückwunschkarte zur Geburt
Süßer Schwindel schlägt hinüber,
Heiße Blicke gehen über,
Und ein neues Leben rinnt.
Unserer Liebe starke Wonnen
Sammelt ein als starke Sonnen
In die Himmel seiner Augen
Unser Kind.
Peter Hille
Gedicht „Der Klapperstorch“ für die Glückwunschkarte zur Geburt
Was klappert im Hause so laut? horch, horch!
Ich glaub, ich glaube, das ist der Storch.
Das war der Storch. Seid, Kinder, nur still,
Und hört, was gern ich erzählen euch will.
Er hat euch gebracht ein Brüderlein
Und hat gebissen Mutter ins Bein.
Sie liegt nun krank, doch freudig dabei,
Sie meint, der Schmerz zu ertragen sei.
Das Brüderlein hat euer gedacht,
Und Zuckerwerk die Menge gebracht,
Doch nur von den süßen Sachen erhält,
Wer artig ist und still sich verhält.
Adelbert von Chamisso
Gedicht „Zur Geburt“ für die Glückwunschkarte zur Geburt
Wir wünschen euch und eurem Kinde
an Glück, soviel das Herz nur fasst.
Und ein Wilkommensangebinde
sei Gruß dem neuen Erdengast.
Er soll ein braver Junge werden
und euch zur Freude gut gedeih’n.
Ihm leuchte im Gestrüpp auf Erden
des Lebens schönster Sonnenschein.
Euch Eltern aber sei beschieden,
was ihr nur wünscht für euch und ihn.
Im kleinen Heim soll Lust und Frieden
bestehen als des Daseins Sinn!
Friedrich Hebbel
Gedicht „Zur Geburt“ für die Glückwunschkarte zur Geburt
Du magst dich drehn und wenden, wie du willst,
du wirst erkannt und das ist dein Gericht,
und wenn nur einer dich erkennt – genug.
So mancher sieht sich vor sein Leben lang,
verwischt die Spur, verschleiert Wort und Blick,
allein, du bist nur immer Einer, Mensch,
dein Kleines liegt nicht hier, dein Großes dort,
und wie sich’s mischt – auch ohne, dass du’s weißt,
so bist du und so wirst du einst erkannt.
Christian Morgenstern