Liebe im Frühling: Die Kitsch-Postkarten sind da
Die Postkarte feiert momentan ein Revival. Die Vintage-Postkarten feiern den Kitsch und die großen Gefühle. Dabei waren die Postkarten um die Jahrhundertwende 1900 eine der wenigen Möglichkeiten Gefühle zu zeigen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es weder die modernen Kommunikationsmittel von heute noch eine uneingeschränkte Meinungsfreiheit. Vor allem wenn es um Emotionen der liebevollen Art ging, musste man sich in der Öffentlichkeit stark zurückhalten. Um 1900 galten andere Verhaltens- und Anstandsregeln als heute. Die Postkarte schuf damals einen neuen Trend, der die Postboten ächzen ließ. Nachdem es zur Mode geworden ist, aus den teuren Sommerresidenzen an den Seebädern der Ostsee repräsentative Postkarten zu verschicken, gab es auch unter den jungen Menschen kein Halten mehr.
Die SMS von 1900: Postkarten waren günstig und schnell verschickt
Es gab neben dem klassischen Liebesbrief kaum andere Möglichkeiten um sich seine Zuneigung zu zeigen. Photographien gab es damals bereits – aber sie waren aufwändig und teuer, ganz abgesehen davon, dass Kameras für den Privatgebrauch für die meisten Menschen unerschwinglich waren. Auch das Telefon als Kommunikationsmittel war nicht sehr verbreitet – wer einen Anschluss hatte, konnte sich glücklich schätzen, auch wenn es sicher nicht viele Freunde gab, die man auf diese Art erreichen konnte. Die Postkarte war eines der modernsten Kommunikationsmittel: Die Motive waren ein wenig individueller und man konnte kurz und knapp ein Liebes-Statement setzen.
Postkarten als Trend der 1900
Heute kann man seine Postkarten online gestalten und mit eigenen Fotos versehen – persönlicher geht es fast kaum. Um 1900 wurden die Postkarten mit schmachtenden Pärchen, süßen Motiven und spritzigen Versen von ambitionierten Fotografen und anderen Unternehmern, die den Trend erkannt haben, hergestellt. Man entdeckte nicht nur ein Bedürfnis bei frischverliebten Pärchen. Damals kam es auch in Mode Postkarten mit einem Klapperstorch-Motiv als Glückwunschkarte zur Geburt zu verschenken – die Babykarte war erfunden. Aber auch zu anderen Anlässen verschickte man die Postkarten mit mythischen, metaphorischen und vieldeutigen Motiven an jeden, es galt einfach als schick.
Das Wilhelminische Zeitalter forderte Kitsch
Damit war die Postkarte ein Gegentrend zu der ansonsten eher gefühlsarmen Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Mit den Kitsch-Postkarten fand man einen Weg doch Gefühle zu zeigen, auch wenn sie Massenware waren. Die Soldaten begrüßten dann später die willkommene Abwechslung in der Feldpost, nach dem desaströsen Krieg ebbte der Trend jedoch ab. Heute ist das Gestalten von individuellen Postkarten ein Gegentrend zur schnelllebigen digitalen Welt und wird wieder als persönliches Geschenk wahrgenommen.