Langzeitstudie zu Wirkung von Vornamen

DIe Langzeitstudie untersucht die Wirkung von Vornamen (Screenshot: http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/)

DIe Langzeitstudie untersucht die Wirkung von Vornamen (Screenshot: http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/)

Heute findet man in deutschen Kindergärten kaum noch Kinder mit Vornamen wie Sören, Hans oder Benjamin. Der Name Chantal wird heute vornehmlich mit sozialen Brennpunkten in deutschen Großstädten verbunden. Dabei wirken die Namen Emma und Ben fresh und modern. Jeder Name hat seine Modezeit, viele altdeutsche Namen sind nun auch wieder en vogue. Dazu gehört der Name Jakob, aber auch Friedrich und Henriette. Aber warum verbinden wir mit dem Namen Karlo harte Kerle und Namen wie Sarah zarte Geschöpfe? Wieso klingt der Name Genevieve so süß und zart, während Stanislav hart und kantig klingt? Damit beschäftigt sich nun eine Langzeitstudie zu Konnotationen von Vornamen. Die Online-Befragung wurde vom Leipziger Namenkundler Thomas Liebecke in Zusammenarbeit mit dem Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig ins Leben gerufen. Das Ziel der Vornamen-Langzeitstudie ist das erstellen von sogenannten Onogrammen. Dabei handelt es sich um die Wirkungsprofile von Vornamen. Mehr als 2.300 Vornamen sollen auf ihre langfristige Wirkung und Wertung untersucht werden. Die Onomastik ist die Namenforschung. Diese Teildisziplin der Sprachwissenschaften beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.

Studie zeigt: Vornamen werden unterschiedlich gewertet

Laut er Vorgängerstudie wirkt beispielsweise der Name Alessandro oft attraktiv, Arnulf  hingegen nicht. Ein Mädchen namens Lilly hielt man für lustig, ein Junge mit dem Namen Gotthard eher für ernst. „Wir verbinden einen Namen beim ersten Hören mit Vorwissen. Unbewusst suchen wir nach Anknüpfungspunkten zu bekannten Namenträgern, ähnlichen Namen oder versuchen, ihn anderweitig zu kategorisieren“, erläutert Liebecke. So individuell sind Vornamen demnach nicht. Durch bekannte Namensträger oder den Klang des Wortes und die Gesamtheit der Konnotationen wird das Image des Vornamens geprägt. Wirkungsprofile machen es möglich schnell sichtbar zu machen, mit welchen Eigenschaften der jeweilige Vorname verbunden wird. Elter können bei der Suche nach dem perfekten Namen für ihr Kind diese Wirkungsprofile nutzen. Namen mit nicht gewünschten – nachgesagten – Eigenschaften werden einfach aus der Wunschliste gestrichen.

Dr. Dietlind Kremer, Leiterin des Namenkundlichen Zentrums der Universität Leipzig, sieht in den Onogrammen ein modernes Instrument der Namenforschung: „Während früher die Namenwahl an Vorfahren, Heilige oder Herrscher gebunden war, zählt heute die Beurteilung eines Namen durch die Gesellschaft. Insofern sind Onogramme ein probates Mittel, sich über die mit Namen verbundenen Assoziationen zu informieren.“

In Island ist die Namenswahl Staatssache

Ein Kuriosum ist ein neues Gesetz in Island. Dieses Gesetz legt fest, welche Namen Eltern ihren Söhnen und Töchtern geben dürfen. Auf der Liste finden sich 1853 weibliche und 1712 männliche Vornamen.  Kinder die einen Namen haben, der nicht auf dieser Liste steht, werden jetzt nur noch als Stúlka und Drengur vermerkt– die isländischen Worte  für Mädchen und Junge. Von dieser neuen Regel sind rund 200 Personen betroffen. Das Namen auch über Landesgrenzen hinaus eine gleiche Beliebtheit haben können, zeigt die Top Ten-Namensliste der Schweiz. Dort ist der beliebteste Vorname für Mädchen Mia – wie bereits 2011 und 2012. Auch seit 2011 die Nummer 1 ist der beliebteste Vornamen für Jungen – Noah. In der Schweiz folgen die Namen Alina und Sara sowie Leon und Luca. In dem französisch geprägten Teil der Schweiz sind außerdem Vornamen für Jungs wie  Stan, Perry und Neil bzw. Vornamen für Mädchen wie Jennifer, Chantal und  Jessica beliebt.

Jeder kann bei der Vornamen-Langzeitstudie teilnehmen

Es wurde bereits eine Langzeitstudie zur Wirkung von Vornamen durchgeführt – nun soll die zweite Befragungsrunde beginnen. Die Befragung wurde aufgrund der Erkenntnisse des ersten Durchführungszeitraums  inhaltlich sowie technisch überarbeitet. Außerdem wurde durch Anregungen von Studierenden des Wahlbereichs Namenkunde die Wertungskriterien angepasst.

Die Online-Befragung ist zeitlich nicht begrenzt und man kann anonym daran teilnehmen.

Hier kann man mehr Informationen erhalten und seine Stimme abgeben:

http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/

http://www.namenberatung.eu/

http://www.beliebte-vornamen.de/31213-onovote.htm

http://www.kunigunde.ch/

http://www.vornamen.ch/onogramme.html

http://1000vornamen.de/